24. Apr. 2025

Resilienz: Wie schaffen wir widerstandsfähige Teams?

Widerstandskraft ist in bewegten Zeiten kein „Nice-to-have“, sondern unbedingt notwendig. Teams, die mit Unsicherheit umgehen, sich an Veränderungen anpassen und sich auch von Rückschlägen selbstständig erholen können, sind diejenigen, die erfolgreich sind. Aber wie können wir Resilienz in unseren Teams fördern?
2024 Marc Riedinger

Autor:in

Marc Riedinger

Baum an der Küste, der durch die Witterung stark nach links geneigt wurde.

Der Mythos des positiven Denkens 

Viele Menschen raten, positiv zu bleiben und „nach vorne zu blicken“, wenn es schwierig und herausfordernd ist. Das ist gut gemeint, oft aber wenig hilfreich. Bei echter Resilienz geht es nicht darum, schwierige Realitäten zu verdrängen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Stattdessen: Herausforderungen als solche anzuerkennen, Ungewissheiten anzunehmen und die Kraft zu finden, dennoch weiterzumachen. 

Starke und stabile Teams mögen positiv gestimmt sein und optimistisch bleiben, selbst in schwierigen Situationen. Vermutlich sind sie das, weil sie sich in der Vergangenheit als resilient erlebt haben. Resilienz schafft eine positive Haltung gegenüber Herausforderungen, Optimismus allein schafft aber nicht zwangsläufig Resilienz. 

Was können Sie also konkret tun, als Führungskraft oder in einer anderen Rolle, die mit Teams arbeitet, um Teams widerstandsfähiger zu entwickeln? 

Den Fokus verlagern: Optimismus und Purpose 

Über eine positive Grundhaltung hinaus, spielt bei Resilienz eine Rolle, ob das Team verstanden und angenommen hat: 

  • Warum es das Team gibt und warum es wichtig ist, im Zusammenhang der Organisation. Dafür ist es wichtig zu verstehen: 
  • Welche Rolle das Team im Gesamtgefüge einnimmt und welchen Beitrag es dafür leistet. Kurz gesagt: 
  • Wofür sich die Team-Mitglieder gemeinsam anstrengen sollen, auch manchmal über das Notwendige hinaus. 

Ein solcher Purpose beeinflusst, wie widerstandsfähig und selbstregulierend ein Team agieren kann.  

Konkreter: Findet ein Team für sich nachvollziehbare und annehmbare Antworten auf Fragen wie diese, sind die Teammitglieder besser vorbereitet, Herausforderungen als Chance zu begreifen, sie anzupacken und sich in schwierigen Zeiten gegenseitig zu unterstützen. 

Diesen Prozess können Sie anstoßen und moderieren. Auch nachdem der Purpose gefunden wurde, können Sie sich durch Moderation in regelmäßigen Abständen darauf beziehen und damit darauf hinwirken, ihn am Leben zu erhalten. 

In Bindung und Kommunikation investieren 

Effektive Kommunikation und ein stabiler Zusammenhalt sind insbesondere dann hilfreich, wenn sich das Team mit Herausforderungen konfrontiert sieht. Es lohnt sich also, von Anfang an in Bindung und Kommunikation zu investieren, damit das Team entsprechend vorbereitet ist und sich in schwierigen Zeiten nicht auch noch in Konflikten verliert. 

  • Authentische Check-ins: Es mag banal klingen, aber ein regelmäßiger, kurzer Austausch darüber, wie es den Teammitgliedern geht, kann wahre Wunder bewirken, was Bindung und Zusammenhalt angeht. 
  • Aktives Zuhören üben: Stellen Sie durch Moderation sicher, dass alle Teammitglieder gleichberechtigt gehört werden und üben Sie gegebenenfalls aktives Zuhören mit Ihrem Team ein. Dabei bekommen Teammitglieder ununterbrochene Redezeit und die Zuhörenden spiegeln ihr Verständnis des Gesagten, bevor eine Rückfrage gestellt werden darf. 
  • Wahrnehmung und Emotionale Intelligenz trainieren: Üben Sie mit Ihren Teammitgliedern, Beobachtung und Interpretation auseinanderzuhalten. Was wurde wirklich gesagt oder getan? Und wie wird das verstanden und gedeutet? Wenn Sie in agilen Teams arbeiten, eignen sich Retrospektiven hervorragend, um diese Fähigkeit zu entwickeln. 

Lernbereitschaft fördern 

Teams müssen sich in sicheren und leichten Zeiten darauf vorbereiten, auch in schwierigen Situationen beweglich zu sein. Der Aufbau von Resilienz hat damit auch etwas mit Ausprobieren und Lernen zu tun. Ist die Lage angespannt, bleibt meist keine Zeit, um Vorgehensweisen zu reflektieren oder neu zu lernen. 

Teammitglieder brauchen also eine Bereitschaft zu lernen und sich kontinuierlich zu entwickeln. Das Teamumfeld, oft gerade die Anforderungsgeber, müssen den Teams dafür die entsprechenden Freiräume und Rahmenbedingungen schaffen und gegebenenfalls ihre Erwartungshaltungen an kurzfristige Performance und Liefergeschwindigkeit anpassen. Beim Lernen ist man in der Regel langsamer und macht mehr Fehler – das gehört dazu. 

So gut es geht: Schaffen Sie Lernmöglichkeiten, durch Experimente mit neuen Vorgehensweisen, Weiterbildungen, Workshops, Hackathons oder Communities of Practice. Und fördern Sie den Erfahrungsaustausch der Teammitglieder untereinander, damit sich das Wissen verteilt und alle davon profitieren können.  

Psychologische Sicherheit stärken 

Menschen handeln einem Rahmen entsprechend, den sie für sicher halten, wo sie keine Zurückweisung oder Gefahr vermuten. In einem Team müssen sie sich auch untereinander sicher fühlen, um als Gemeinschaft widerstandsfähig sein zu können. 

Eine solche psychologische Sicherheit können Sie fördern, indem Sie: 

  • Kommunikation offenhalten: Geben und fördern Sie offenes, ehrliches und konstruktives Feedback – in leichten und in schwierigeren Situationen. 
  • Konflikte proaktiv ansprechen: Vereinbaren Sie gemeinsame Regeln für die Team-Kommunikation, um sie effektiv und konstruktiv zu halten. Das schließt das Ansprechen und Besprechen von Konflikten mit ein. 
  • Psychologische Sicherheit vorleben: Leben Sie den Teammitgliedern vor, wie Sie sich das Verhalten des Teams wünschen und schaffen Sie Transparenz über Ihre Erwartungen an das Team und darüber, wie Sie es fördern und nach außen schützen. 

Zuhören, Beobachten und Spiegeln 

Bei jeder Teamentwicklung sollte das Team Transparenz darüber haben, wie es um seine Resilienz steht, ob sie auf einem guten Lernweg sind und ob die Teammitglieder offen und effektiv kommunizieren. Daran können sie sich orientieren und ihr Vorgehen gegebenenfalls anpassen. 

Als Führungskraft im Team, als Team-Coach oder in einer vergleichbaren Rolle sollten Sie daher:  

  • Teamdynamik beobachten: Wie interagieren und kommunizieren die Teammitglieder untereinander? Unterstützen Sie sich proaktiv gegenseitig? Wie reagieren Sie von sich aus auf Herausforderungen? 
  • Qualitatives Feedback sammeln: Hören Sie genau zu, wie sich Teammitglieder äußern und fragen Sie Feedback ab. Wie einstimmig ist das Bild, das entsteht? 
  • Aktiv spiegeln: Geben Sie dem Team Feedback, indem Sie sagen, was Sie wahrnehmen und wie Sie es werten – in dieser Reihenfolge und erkennbar getrennt voneinander. 
  • Erfolge feiern, Misserfolge aufarbeiten: Ein wichtiger Teil des Team-Feedbacks ist es auch, Team-Leistungen entsprechend zu würdigen und Misserfolge konstruktiv zu besprechen, sodass aus beidem gelernt werden kann. 

Die Widerstandsfähigkeit von Teams aufzubauen und zu stärken ist ein gemeinschaftlicher, kontinuierlicher Prozess. Indem Sie einen gemeinsamen Purpose erarbeiten und am Leben halten, offene Kommunikation fördern und ein unterstützendes Umfeld schaffen, können Sie Ihre Teams befähigen, Herausforderungen konstruktiv und positiv zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen. 

Nachdem Sie diesen Artikel gerade gelesen haben, wie steht es um die Widerstandskraft Ihrer Teams? Und an welchem Punkt gibt es vielleicht Verbesserungsbedarf? 

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