26. Juni 2025

Warum Führung von Moderationskompetenz nur profitiert

Für viele Menschen scheint klar, dass das klassische Modell einer Command-and-Control Führung nicht mehr dazu geeignet ist, Unternehmen in einem Umfeld zu tragen, das starke und teils unübersichtliche Veränderungen mit sich bringt. Als Konsequenz wird von Führungskräften nicht länger erwartet, die Antworten auf alle drängenden Fragen zu haben.
2024 Marc Riedinger

Autor:in

Marc Riedinger

2025 Coaching Accso Moderation und Führung

Stattdessen hängt die Effektivität ihrer Führungsarbeit viel mehr davon ab, wie gut sie kollektive Intelligenz, Ideen und Motivation ihrer Mitarbeitenden und Teams bündeln und nutzbar machen können. Genau hier kommt Moderationskompetenz ins Spiel, oder zeitgemäßer ausgedrückt: Facilitation Skills. 

Der Begriff Facilitation fasst noch etwas weiter, als dass, was viele unter Moderation verstehen. Er beschreibt die Fähigkeit, Denken und Arbeit mehrerer Personen so zu organisieren, dass sie gemeinsam mehr erreichen, als sie es als Einzelpersonen hätten tun können. Oder anders formuliert: Facilitation ist ein Prozess der Befähigung der Beteiligten zu einer konkreten Zusammenarbeit. Moderation, im Sinne einer Ablaufsteuerung, die eine gleichberechtigte Beteiligung aller oder den Umgang mit Konflikten steuert, ist ein Teil davon. 

Manche mögen diese Fähigkeit in erster Linie Workshop-Expertinnen oder Kollegen aus dem HR-Bereich zuordnen, aber tatsächlich reicht sie weit darüber hinaus. Facilitation, oder Moderation, ist eine fundamentale Führungskompetenz. Sie verhilft Gruppen zu mehr Klarheit, schafft Alignment und befähigt die Beteiligten, gemeinschaftlich und zielorientiert zu handeln.  

Wenn Sie über diesen vorangegangenen Satz nachdenken: Ist es nicht auch genau das, was Sie als Führungskraft von und mit Ihren Mitarbeitenden erreichen möchten? 

Facilitation und Leadership: So treffen sie zusammen 

Das Ziel von Facilitators und Führungskräften, die mit einer ausgeprägten Moderationskompetenz arbeiten ist es, den beteiligten Mitarbeitenden eine Aufgaben- oder Fragestellung zu übergeben, damit sie diese eigenständig lösen, indem sie ihre Fachexpertise konstruktiv bündeln. In dieser Fachexpertise sind die Mitarbeitenden den Führungskräften meist überlegen, wodurch sich oft für effektivere und/oder effizientere Lösungen entschieden werden kann. 

Dafür müssen die Facilitators oder Führungskräfte eine Umgebung schaffen, in der die unterschiedlichen Sichtweisen und Ideen der Beteiligten gehört werden können und in der eine konstruktive Zusammenarbeit stattfinden kann. Dazu braucht es: 

  • Ausgeprägte Kommunikationskompetenzen: Die Fähigkeit, sich klar und eindeutig auszudrücken, aktiv zuzuhören und die Gruppe über Fragestellungen anzuleiten.
  • Empathie und emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit, Gruppendynamik zu verstehen und effektiv auf kollektive und individuelle Bedürfnisse einzugehen.
  • Strategisches Denken: Die Fähigkeit, eine Gruppe entlang eines klaren (Unternehmens-)Ziels auszurichten und dabei gleichzeitig flexibel zu halten, um auf etwaige Veränderungen reagieren zu können.
  • Konflikt-Management: Die Fähigkeit, Missverständnisse und Konflikte sowie die zugrundeliegenden Bedürfnisse verstehen und eine konstruktive Auseinandersetzung zur Beilegung moderieren zu können.
  • Empowerment: Die Fähigkeit, Kompetenzen und Rahmenbedingungen für die Beteiligten aufzubauen, sodass diese sich sowohl aktiv einbringen als auch Verantwortung für ihre Entscheidungen übernehmen können. 

Selbst wenn Sie nur die fettgedruckten Begriffe dieser Liste überfliegen, werden Ihnen die Parallelen zwischen Führungs- und Moderationskompetenzen sicherlich auffallen. Aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung lassen sich diese oft nicht einmal trennen. Ob Sie als Führungskraft oder moderierende Person agieren, ist dann eher eine Frage der Rolle, die Sie gerade einnehmen, und weniger eine Frage der Techniken oder Kompetenzen. 

Führung und Führungskraft sind unterschiedliche Dinge 

Um auf einen weiteren positiven Effekt von Führung mittels Moderationskompetenzen hinzuweisen, oder Facilitative Leadership, wie man es auch nennen könnte, möchte ich zwischen Führung und Führungskraft unterscheiden. 

Führungskräfte sind individuelle Personen mit entsprechender Position im Unternehmen, um andere Mitarbeitende anzuleiten und mit gewisser Entscheidungsbefugnis. Führung hingegen ist ein Set an Kompetenzen und Verhaltensweisen, um andere Menschen anzuleiten, welches im Prinzip von jeder Person gezeigt und genutzt werden kann, völlig unabhängig von Titel oder Position im Organigramm. 

Facilitation fördert Führungskompetenzen und -verhalten auf allen Ebenen. Wenn Sie mit einer befähigenden Haltung führen und dafür Kompetenzen nutzen wie oben aufgeführt, werden sich Ihre Mitarbeitenden daran orientieren können und so schrittweise diese Kompetenzen selbst aufbauen oder stärken können. Das wiederum kann dazu beitragen, dass sich eigenverantwortliches Handeln im Sinne eines gemeinsamen Unternehmensziels als Standard etabliert. Die wahrgenommene Selbstwirksamkeit und damit oft auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigt, während Ihre Arbeitslast als Führungskraft sich in der Regel reduziert. Anders ausgedrückt: Die Arbeit verteilt sich besser und kompetenzgerecht auf vielen Schultern. 

Klingt gut? Dann möchte ich Sie ermutigen, es auszuprobieren! Und wenn Sie sich unsicher sind, wie und wo genau Sie damit anfangen können, schreiben Sie mir gern.