06. Juni 2024

Cognitive Load und Teambildung: Wie finde ich das richtige Maß?

Es gibt eine Theorie, die in der Welt der Unternehmensführung und Teamzusammenstellung in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat: Die Cognitive Load Theory (CLT).
Marc Riedinger, mit dunklem Oberteil, ernst in die Kamera blickend.

Autor:in

Marc Riedinger

20240403 Coaching Accso Artikel 6

Die CLT oder kognitive Belastungstheorie, die sich mit der mentalen Beanspruchung von Lernenden befasst, hat nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch in der Wirtschaft Bedeutung, insbesondere wenn es darum geht, effektive Teams zu formen.

Die Grundidee dahinter ist einfach: Unsere kognitiven Fähigkeiten sind begrenzt, und wenn wir mit zu vielen Informationen oder Aufgaben gleichzeitig konfrontiert werden, kann dies zu einer Überlastung führen, die die Leistung beeinträchtigt. Diese Überlastung kann sowohl die Effizienz als auch die Qualität der Arbeit beeinflussen.

Reduzieren Sie den Cognitive Load im Team

Beim Aufbau von Teams ist es entscheidend, die Prinzipien der CLT zu berücksichtigen. Ein Team, das mit zu vielen komplexen Aufgaben oder Informationen konfrontiert wird, ist fehleranfälliger, langsamer oder brennt auf Dauer aus. Berücksichtigen wir bei der Teambildung stattdessen die zu erwartende kognitive Last, können wir mit vielfältigen Vorteilen rechnen:

  1. Hohe Effizienz: Teams, die sich auf klare Aufgaben und Informationen konzentrieren können, sind in der Regel effizienter. Durch die Vermeidung unnötiger kognitiver Belastungen können Teammitglieder ihre Energie auf die Hauptaufgaben lenken.
  2. Bessere Qualität: Eine gut austarierte kognitive Belastung ermöglicht es den Teammitgliedern, sich besser auf ihre jeweiligen Aufgaben zu konzentrieren. Sie bauen zielgerichtet tiefes Wissen zu ihrem Themengebiet auf und erzielen damit eine höhere Qualität der Arbeitsergebnisse.
  3. Teamzufriedenheit: Eine Überlastung der kognitiven Fähigkeiten kann zu Frustration und Unzufriedenheit führen. Im schlimmsten Fall kann auch der Krankenstand steigen. Teams, die ihre kognitive Belastung im Auge behalten, schaffen oft eine angenehmere Arbeitsumgebung.

Der konkrete Tipp für eine geringere kognitive Last

Der Schlüssel liegt darin, die Aufgaben und Informationen sorgfältig zu strukturieren und zu organisieren. Vermeiden Sie die Überlastung Ihrer Teams mit zu vielen Aufgaben oder unnötigen Informationen. Stellen Sie sicher, dass jedes Teammitglied eine klare Rolle hat und die gegenseitigen Erwartungen geklärt sind.

Eine hilfreiche Richtschnur, um Themen gemäß der Cognitive Load Theory zu verteilen, findet sich im Buch “Team Topologies” von Matthew Skelton und Manuel Pais. Nehmen Sie sich dazu die zu bearbeitenden Themenfelder vor und stufen sie nach Komplexität ein:

  • Einfache Aufgabengebiete: Hier ist recht klar, was zu tun ist. Es muss nur gemacht werden.
  • Komplizierte Aufgabengebiete: Hier muss recherchiert und geplant werden, um die Aufgabe zu bewältigen.
  • Komplexe Aufgabengebiete: Hier reichen Planung und Informationsbeschaffung nicht aus. Experimentelle und iterative Herangehensweisen sind erforderlich.

Die Faustregel: Ein Team, das ein komplexes Aufgabengebiet bearbeitet, sollte kein weiteres Aufgabenfeld bearbeiten, um die kognitive Last in Grenzen zu halten.

Am besten erarbeiten Sie diese Bewertung mit den Teammitgliedern zusammen. Sie sind diejenigen die einschätzen können, ob ein Themenfeld für sie einfach, kompliziert oder komplex ist.

Es ist nicht das Ziel, die kognitive Last möglichst gering zu halten. Damit würden Sie die Teammitglieder möglicherweise unterfordern. Ein gesundes Arbeitsumfeld braucht auch Herausforderungen, an denen die Mitarbeitenden wachsen können. Vielmehr geht es darum, gemeinsam mit den Teammitgliedern eine gesunde Balance zu finden die regelmäßig überprüft und angepasst werden sollte.

Marc Riedinger

Principal
Transformation und Innovation
Marc Riedinger Raute