03. Apr. 2025
Aktivierung: So fördere ich Offenheit und Zusammenarbeit

Effektive Moderation schafft einen Shift von Vortragsmeetings, in denen eine/r spricht und der Rest passiv zuhört, zu Zusammenkünften echter Zusammenarbeit. Um das zu erreichen, müssen die Beteiligten aktiv und gegebenenfalls durch Methodik und Moderation aktiviert werden. Zusätzlich müssen Hürden beseitigt werden, die durch hierarchische Gefälle, Gewohnheiten, Unsicherheiten, Erschöpfung u.ä. entstanden sind.
Menschen aktivieren: Praktische Methoden zur Förderung von Engagement
Das ist gar nicht so schwer! Wir brauchen dafür nur zwei Dinge:
- Eine sichere Umgebung, in der sich alle Beteiligten ausdrücken können, ohne be- oder verurteilt zu werden. Das können wir durch das Festlegen entsprechender Spielregeln und durch eine entsprechende Moderation erreichen.
- Eine Methode, die dafür sorgt, dass sich alle beteiligen (müssen).
Eine solche Methode ist das Interaction Protocol, entwickelt von Patrick Cowden. Im Kern geht es dabei darum, Raum für eine authentische Verbindung zwischen den Beteiligten zu schaffen. Die Beteiligten werden aufgefordert, ihre jeweils einzigartige Perspektive auf ein Thema, inklusive ihrer Ideen und Bedenken, innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens zu teilen. In der Regel sind das nur 60 bis 90 Sekunden. Dieses klare und konzentrierte Zeitfenster erleichtert:
- Ungefilterten Ausdruck: Der/die Einzelne fühlt sich sicher, authentisch Gedanken und Erkenntnisse mitzuteilen, ohne direkt unterbrochen oder beurteilt zu werden. Der gewollte Zeitdruck des knappen Zeitfensters kann zudem starke selbstzensorische Tendenzen aushebeln.
- Aktives Zuhören: Die Teilnehmenden können aufmerksamer zuhören, allein weil nur jeweils 60-90 Sekunden Konzentration gefordert sind.
- Gleichberechtigte Teilnahme: Jede Stimme wird gehört und gewürdigt. Dadurch entsteht auch automatisch Transparenz über die Vielfalt an Sichtweisen auf ein bestimmtes Thema. Da allen Beteiligten der gleiche Zeitrahmen zur Verfügung steht, bekommen alle Äußerungen von Beginn an ein vergleichbares Gewicht.
Moderationstipps: Wesentliche Aspekte für erfolgreiche Facilitation
Es ist wichtig, die Teilnehmenden auf das Interaction Protocol vorzubereiten und sicherzustellen, dass Ziel und Regeln der Methode von allen verstanden wurden. Beispielsweise betone ich dabei die Bedeutung von Perspektivenvielfalt und gleichberechtigter Teilnahme. Ich gebe den Beteiligten auch mit, dass es dabei um gemeinsames Lernen und Wachstum geht, nicht um das Vortragen ausgefeilter Lösungen.
Eine Anmoderation könnte beispielsweise lauten: „In den nächsten 90 Sekunden lade ich jede und jeden ein, Ihre ungefilterten Gedanken, Ideen und Einschätzungen zu Thema X der Gruppe mitzuteilen. Es gibt keine richtigen und falschen Antworten. Es geht um Ihre Sicht auf die Dinge und darum, sich gegenseitig aufmerksam zuzuhören. Ich stelle sicher, dass niemand dabei unterbrochen wird.“
Zeitmanagement in Meetings: Vorteile kurzer Präsentationsfenster
Dass die Teilnehmenden unter Zeitdruck gesetzt werden, indem sie jeweils nur 60-90 Sekunden Zeit bekommen, ihre Sichtweise vorzutragen, ist beabsichtigt.
- Es ermutigt zu Klarheit und Prägnanz: Teilnehmende müssen auf ihre Zeit achten und werden dadurch motiviert, ihre Gedanken zu priorisieren und in aussagekräftig zu formulieren.
- Es reduziert das Risiko, das Gespräch zu dominieren: Die Zeitbeschränkung, die für alle gilt, verhindert, dass einzelne Personen die Diskussion monopolisieren und stellt gleichzeitig sicher, dass sich alle äußern.
- Es schafft ein Gefühl von Dringlichkeit: Die knappe zeitliche Begrenzung ermutigt Teilnehmende, präsent, aufmerksam und engagiert zu sein. Gefühlt zählt dabei jede Sekunde – das kann sehr motivierend wirken.
Wie kann ich das Interaction Protocol ausprobieren?
Die Methode ist unkompliziert, leicht zu verstehen und kann daher von jeder/m in einem Meeting ausprobiert werden. Da die Moderation aber gerade am Anfang herausfordernd sein kann, empfehle ich Ihnen, sie in einer Umgebung mit geringem Eskalationsrisiko auszuprobieren, beispielsweise in einer kleinen Diskussionsrunde mit einem wenig emotionalisiertem Thema.
Was denken Sie zu dieser Methode? Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen als Kommentar!