10. Mai 2024

12 Jahre Accsonaut: Köln und ein Projekt bei der DSO

Nach dem Ende meiner Werkstudententätigkeit startete meine Zeit als Software Engineer bei Accso. Insbesondere die ersten IT-Projekte prägten meine weitere Laufbahn. Ein Rückblick auf den Einstieg bei Accso, welche Chancen die IT-Beratung bieten kann und wie Accso mit Software Menschenleben rettet.
Principal, Community Leiter

Autor:in

Stefan Jacobs

20240430 Stefan Artikel Titelbild Köln

Mein Accso-Start in Köln: Ein Herzensprojekt bei der DSO

Ende 2014 habe ich nach Abschluss meiner Masterarbeit meinen ersten Job als Software Engineer bei Accso angetreten. Dafür entschied ich mich sogar, von Darmstadt nach Köln umzuziehen. Aus dieser Entscheidung entstand die große Liebe zu Köln und den vielen tollen Menschen, die ich hier kennenlernen durfte und die ich heute nicht mehr missen möchte.

Meine berufliche Laufbahn begann aber weiter südlich in unserer Münchner Niederlassung bei einem dort ansässigen Automobilkonzern, den ich in der Software-Entwicklung unterstützen durfte. Hier konnte in einem großen Team aus Accsonaut:innen und anderen Dienstleistern zusammenarbeiten und mein Wissen aus dem Studium endlich unter Beweis stellen. Wir waren ein großes Entwicklungsteam, das mittels Scrum of Scrums mehrere Entwicklungsteams parallel koordinierte. Damals schien das recht neu zu sein, zehn Jahre später finde ich dieses Prozess-Modell durchaus häufiger bei unseren Kunden wieder.

Mein erstes Projekt entsprach auch dem Klischee des vielen Reisens, wie es in vielen IT-Beratungshäusern üblich ist. Zeitweise war der ICE von Köln nach München (und zurück) fast meine zweite Heimat und ich hatte am Münchner Hauptbahnhof schon jeden Imbiss durchprobiert. Obwohl ich mir heute nicht mehr vorstellen kann, so viel zu pendeln, bin ich rückblickend froh, damals viel gereist zu sein. Seit der Corona-Pandemie hat sich allerdings die Arbeitswelt so massiv verändert, dass mittlerweile fast alles remote abläuft. Die Teams arbeiten nun verteilt, Reisen finden eher sporadisch statt (beispielsweise für ein Team-Event oder ein Kickoff) und die Infrastruktur für die digitale Zusammenarbeit ist bei unseren Kunden fast überall gegeben.

Von Organspendern und der venezolanischen Pferdeenzephalitis

Nach zwei Jahren Java-Entwicklung im Süden Deutschlands begann mein Leidenschaftsprojekt bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), in dem ich ganze vier Jahre blieb. Zusammen mit der DSO entwickelten wir damals von Grund auf das deutsche Organspende-System DSO.isys.web neu. Für mich entwickelte sich dieses Digitalisierungs-Projekt sehr schnell zu einem Herzensprojekt, an dem ich mit Leidenschaft arbeitete und zu dessen Erfolg ich letztendlich auch maßgeblich beitragen konnte.

Die Plattform DSO.isys.web verwaltet deutschlandweit den gesamten Organspende-Prozess von der Anamnese und Datenaufnahme, zu den relevanten Laboruntersuchungen, der Organisation und Logistik von Organtransporten bis hin zur Evaluierung der Organqualität für Qualitätssicherungsprozesse. Dabei wird die Software sowohl von internen Mitarbeitenden der DSO, als auch von Ärzt:innen, Chirurg:innen, Transplantationsmitarbeitenden, Laborant:innen, Krankenhausmitarbeitenden und vielen weiteren genutzt. 

20240429 DSO Plakat Accso

Neben der Umsetzung unzähliger Formulare für die Datenerfassung war ich dabei vor allem für die Konzeption, die Entwicklung, den Test und die Inbetriebnahme der Datenschnittstelle zur niederländischen Vermittlungsstelle für Organe ‘Eurotransplant’ zuständig. Darunter fiel beispielsweise die Anbindung an die API von Eurotransplant, die Sicherstellung des korrekten Datenaustauschs, das Datenmapping als auch die automatisierte Anlage von eingehenden Auslandsspenden in unserem System.

Es versteht sich von selbst, dass wir in einem solch kritischen System wie diesem eine extrem hohe Stabilität und Sicherheit gewährleisten mussten, da ein Fehler bei der Organspende schlimme Folgen haben kann. So entwickelte ich im Laufe der Arbeit am System eine fast schon morbide Grundhaltung zur Fachlichkeit. Das ist verständlich, wenn man mehrmals in der Woche neue, virtuelle Test-Spender anlegen muss und für diese zahlreiche Diagnosen, Anamnesebögen und andere Daten dokumentiert. Meine Lieblingsdiagnose wurde die venezolanische Pferdeenzephalitis, die, wenn ich mich recht erinnere, primär atraumatisch verläuft und zu einem irreversiblen Hirnfunktionsausfall führen kann (Disclaimer: Für medizinisch korrekte Fakten gibt es Ärzte, keine Informatiker!). Dieser irreversible Hirnfunktionsausfall ist die gesetzliche Grundlage für die Organspendebereitschaft in Deutschland. Ein eher absurdes, aber für mich als medizinischer Laie einprägsames Beispiel, mit dem ich arbeiten konnte. Ich lernte in diesen vier Jahren nicht nur viel über den fachlichen Prozess der Organspende – den ich bis heute noch herunterbeten könnte, wenn mich jemand nachts um drei Uhr wecken würde – sondern auch viel über gutes Software Engineering, Anforderungsmanagement, Schnittstellen und vor allem über das Arbeiten für und mit Menschen in IT-Projekten.

Zu meinen Tätigkeiten gehörte sowohl die Software-Entwicklung als auch die enge Abstimmung mit Mitarbeitenden der DSO. Letztendlich ermöglichte dies auch die Teilnahme am Organspendekongress der DSO gegen Ende der Fertigstellung der Software, an dem ich die neue Software zusammen mit der DSO vor einem Fachpublikum demonstrieren durfte.

20240429 Stefan Jacobs DSO Event

Zu den bisher spannendsten und zugleich unspektakulärsten Momenten meines Lebens gehörte später die Live-Schaltung des Systems mitten in der Nacht um 0 Uhr am Ostermontag im Jahr 2020. Im Grunde war es nur ein Knopfdruck, um zu sehen, ob das System jetzt live ist, und dann ließen wir es laufen. Die Aufregung war aber immens, schließlich steckte doch so viel Arbeit dahinter und wir wollten natürlich keinen Fehler bei dem Live-Gang machen.

Bis heute läuft das System stabil und ich freue mich immer wieder, dass ich mit meinen Kolleg:innen eine Plattform entwickeln konnte, die nun tagtäglich Leben rettet – auch wenn ich nicht mehr Teil dieses Projektes bin. Accso arbeitet weiterhin kontinuierlich mit der DSO zusammen und entwickelt die Prozesse rund um die Organspende stetig weiter.

Im Weltverbesserer-Podcast spricht Stefan ausführlicher über das Projekt

Aber, nach vier Jahren war für mich der Startschuss für einen neuen Karriereschritt gefallen. Mehr dazu im letzten Artikel. 

PS: Solltest du deine Entscheidung zur Organspende noch nicht festgehalten haben, kannst du dies seit dem 18. März nun auch digital über das Organspenderegister tun.

Stefan Jacobs

Principal
Stefan ist Principal und Leiter des AccsoNets.
Jacobs Stefan Raute