09. Juni 2023
Design Thinking
Methoden zur Gestaltung der Digitalen Transformation
Im Gegensatz zu anfänglichen Prophezeiungen, dass es sich bei der Digitalisierung um eine vorübergehende Modeerscheinung handele, wären weite Bereiche unseres Lebens ohne Digitalisierung kaum mehr vorstellbar. Ebenso zeichne sich immer klarer ab, dass Digitalisierung einen fundamentalen Strukturwandel für die gesamte Gesellschaft bedeute. Weitgehend unberührt von den Veränderungen sei jedoch bisher die deutsche Schullandschaft geblieben.
Das Hasso-Plattner-Institut unterstützt Studierende und Menschen im Berufsleben dabei, sich Methoden zur Gestaltung der im Gange befindlichen digitalen Transformation anzueignen. Gefördert wird projektbasierte Teamarbeit und analytisches Denken. Es gibt bewusst keine Einzelbewertungen mehr, da individuelle Boni Gift für die Teamarbeit seien. Im Vordergrund stehen die lernenden Personen, Dozent:innen verstehen sich als Lernbegleiter:innen.
Anhand des Bildes von nebeneinander stehenden Brockhaus-Bänden hin zu vernetzten Punkten hat Herr Weinberg seine Sicht der digitalen Transformation veranschaulicht. Die einzelnen Brockhaus-Bände symbolisieren für ihn getrennte Wissensbereiche, das Netz die Wissensvermittlung im Smartphone, wo der nächste Querverweis nur einen Mausklick benötigt, wo Google einem die Mühe abnimmt, manuell nach verschiedenen Schreibweisen zu suchen. Die Vertrauenswürdigkeit der Informationen spielte in seinem Vortrag keine Rolle.
Die Bequemlichkeit, die das Smartphone bietet, habe sich innerhalb kürzester Zeit durchgesetzt. Obwohl junge Menschen quasi mit dem Smartphone aufwüchsen, wären sie oft durch die Schule einer kompetitiven Ellbogenmentalität verhaftet und müssten wieder lernen, sich in modernen vernetzten Strukturen zurechtzufinden und sie für die Zukunft zu gestalten, denn der digitale Wandel beinhalte so viel mehr als die Umwandlung eines Papierformulars in eine PDF-Datei.
Design Thinking ist ein holistischer Ansatz für den Musterwandel von siloförmigen Strukturen hin zu einer vernetzten Welt, von individueller Ellenbogenmentalität symbolisiert durch den IQ hin zu einem Miteinander als WeQ. Dabei stünden die Bedürfnisse der Menschheit im Vordergrund wie sie die Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 festgelegt haben. Im beruflichen Umfeld liege der Fokus auf nachhaltigem Konsum und Produktion sowie Industrie, Innovation und Infrastruktur. Insbesondere diese Ziele werden von Design Thinking unterstützt.
Für die praktische Umsetzung sei es wichtig, alle Stakeholder einzubeziehen, also nicht wie z. B. in der Corona-Pandemie nur Virologen zu Rate zu ziehen, ohne die kulturelle und soziale Dimension zu berücksichtigen. Eine Teamgröße von vier bis sechs Personen wie eine moderne Familie habe sich bewährt. In einem iterativen Prozess, den die Studierenden im Hasso-Plattner-Institut mindestens dreimal im Semester durchlaufen müssen, werden Projekte erarbeitet. Die Räumlichkeiten wurden so gestaltet, dass sie diesen Prozess optimal unterstützen könnten. Vier Zonen, ein Workspace, ein Makespace, ein Sharespace und eine Lounge ermöglichen den Teammitgliedern im Prinzip jeweils das passende Ambiente für ihre aktuelle Aufgabe zu finden. Geeignete Möbel mussten im Institut selbst gestaltet werden, um die gewünschte Arbeitsweise im Team zu erleichtern.
Design Thinking wird auch in anderen Projekten genutzt, z. B. veranstaltet SAP bewusst außerhalb von Walldorf drei bis fünftägige Workshops mit Kunden, um die Zusammenarbeit auf eine solide Basis zu stellen.
Iterative Prozesse hätten sich in der heutigen digitalen Welt bereits weitestgehend durchgesetzt.
Aber auch traditionelle Unternehmen wie Bosch haben Konzepte des Design Thinking übernommen, z. B. individuelle Boni abgeschafft, die Arbeitsräume anhand von Vorschlägen der Mitarbeitenden gestaltet und cross-funktionale Teams zusammengestellt.
Misslungene Beispiele wie die Kabinettssitzung zum Thema KI im Jahr 2018 im Hasso-Plattner-Institut zeigen, dass der Wandel bewusst gestaltet werden muss. In diesem Fall wurde der Raum im Institut umgeräumt – am Ende war es ein normaler Konferenzraum mit großem Tisch in der Mitte.
Aber auch in der Politik werde Design Thinking zum Beispiel im Arbeitsministerium erfolgreich eingesetzt.
Der Wandel müsse von den Top-Führungskräften ausgehen, das Bewusstsein, dass es sich um einen kulturellen, nicht nur einen technischen Wandel handelt, müsse sich durchsetzen, dann könne die digitale Transformation gelingen.
Die Global Thinking Alliance ( http://www.gdta.org) versucht, die globale Zusammenarbeit für eine digitale Transformation zum Nutzen der Menschheit mit ihrem Netzwerk zu koordinieren und zu fördern. Für eine Zukunft in Frieden und Freiheit sei es unerlässlich, den digitalen Wandel bewusst zu gestalten.