08. Juni 2021

Menschen machen Projekte

Wie können wir den menschlichen Umgang in Projekten gestalten?
Team München Accso

Autor:in

Tobias Zimmermann

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ERFOLGSFAKTOREN IN SOFTWAREPROJEKTEN

Die Gretchenfrage unserer Zunft ist: welche Faktoren führen Softwareprojekte zum Erfolg? Einige dieser Faktoren liegen dabei auf der Hand: Gute Projektplanung, Auswahl geeigneter Technologien, hinreichende Kenntnis dieser Technologien, ausreichendes Projektcontrolling, etc. Es gibt jedoch einen Faktor, welcher oft nicht auf dieser Liste auftaucht: Die menschliche Zusammenarbeit, sowohl innerhalb des Projekts als auch im Projektumfeld, kurz: der „Faktor Mensch“.

Dabei gibt es natürlich einerseits den Aspekt „Menschen, die sich wohl fühlen, arbeiten besser“. Der Einfluss dieses Faktors geht jedoch weit darüber hinaus. In diversen Projekten habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein gutes Team alleine ein Projekt nicht unbedingt erfolgreich werden lässt. Dazu braucht es auch eine Atmosphäre, die zu einer guten und konstruktiven Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern beiträgt. Andernfalls kann es passieren, dass von Einzelnen Entscheidungen blockiert oder sogar das Projekt aktiv sabotiert werden.

Solch eine gute und konstruktive Zusammenarbeit ist nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Je größer ein Projekt ist, desto mehr offensichtliche und weniger offensichtliche Interessenkonflikte bestehen bei allen Beteiligten. Wie können wir also den „Faktor Mensch“ im Softwareprojekt so integrieren, dass er zum Erfolgsfaktor statt zum Misserfolgsfaktor wird?

Ich glaube nicht, dass es darauf eine einfache Antwort oder ein einfaches Erfolgsrezept gibt. Zu unterschiedlich sind Menschen und ihre Beweggründe, als dass sie sich mit einer einfachen Methode in gewünschte Bahnen lenken lassen. Außerdem wirkt das schnell wie Manipulation – und wer lässt sich schon gerne manipulieren? Trotzdem gibt es Methoden und Werkzeuge, die uns bei einem guten Umgang miteinander auch in Konfliktsituationen unterstützen. Und letztlich braucht es Erfahrung, Konfliktsituationen als solche zu erkennen und darauf geeignet zu reagieren oder besser, sie zu vorherzusehen und zu vermeiden.

ACCSO STORIES

Erfahrung können wir nicht kaufen und auch nicht schulen. Wir können aber von der Erfahrung anderer profitieren. Das ist kein revolutionäres Konzept, sondern ein Trick, den wir Menschen uns schon seit Jahrtausenden zunutze machen: Wir erzählen uns Geschichten von den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Mir fallen sofort eine ganze Reihe von Geschichten über Projektsituationen ein, in denen menschliche Konflikte den Projekterfolg beeinträchtigt haben. Diese Konflikte waren dabei nicht immer offensichtlich. Oft wurden sie nicht offen ausgetragen, sondern beeinflussten schleichend das Verhalten der Projektbeteiligten.

Genau für solche Geschichten und zum Erfahrungsaustausch haben wir bei Accso jetzt ein neues, internes Veranstaltungsformat geschaffen: Die Accso Stories. Darin plaudern erfahrene Kolleginnen und Kollegen aus dem Nähkästchen und erzählen von schwierigen Projektsituationen aus ihrer Vergangenheit, und wie sie damit umgegangen sind.

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Um einen großen Teilnehmer:innenkreis zu ermöglichen, beginnen wir jede Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion. In einem Dialog mit einem Moderator erzählen die Kolleg:innen von ihren Erfahrungen. Jedes Mal geht es dabei um einen anderen Aspekt der menschlichen Zusammenarbeit. Beim ersten Mal ging es um das Spannungsfeld zwischen unserer eigenen Meinung sowie unserer fachlichen Expertise als Dienstleister einerseits und dazu gegensätzlichen Entscheidungen unserer Auftraggeber andererseits.

Inspiriert durch die Podiumsdiskussion kommen die Teilnehmenden anschließend in kleinen Breakout-Sessions zusammen. Dort können sie über die gehörten Geschichten und eigene Erfahrungen in dem Bereich diskutieren. Dies fördert zusätzlich die Vernetzung, zumal wir die Kleingruppen zufällig zusammenwürfeln.

Zum Abschluss können die Diskussionspunkte bei Bedarf noch einmal in die große Gruppe mitgenommen werden. Mit dieser Veranstaltung verfolgen wir gleich mehrere Ziele: Durch den Erfahrungsaustausch sollen Methoden und Werkzeuge herausgearbeitet werden, wie wir immer besser eine effektive und positive Kundenkommunikation aufbauen können. Das erhöht zusätzlich zu den generellen Erfolgschancen des Projekts auch die Kundenzufriedenheit, eines unserer zentralen Unternehmensziele. Gleichzeitig wollen wir mit dem Format auch den Austausch untereinander und über Standortsgrenzen hinweg fördern.

Unsere Pilot-Veranstaltung in dieser Reihe war ein voller Erfolg. Ich sprach mit Jürgen Artmann, einem unserer Geschäftsführer und Gründer. Wir hatten beide eine Reihe von Geschichten aus verschiedenen Projektsituationen vorbereitet. Oft konnte darin ein zunächst schwieriges Verhältnis durch gute Kommunikation in eine positive Zusammenarbeit transformiert werden. Jürgen gab uns dazu aus seinem langjährigen Erfahrungsschatz konkrete Tipps zur Gesprächsführung in schwierigen Situationen. Eine bewährte Methode dafür bietet für ihn beispielsweise die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Die wesentlichen Punkte daraus erscheinen zunächst trivial: Zuhören, Bedürfnisse und Gefühle trennen und aus der eigenen Wahrnehmung heraus und nicht über die des Gegenübers sprechen. Richtig angewandt bieten sie jedoch ein kraftvolles Mittel, um Konflikte zu entschärfen und eine positive Kommunikation zu ermöglichen.

Die Veranstaltungsreihe hat sich damit bewährt und wird auf jeden Fall fortgesetzt. Angesichts des reichhaltigen Erfahrungsschatzes unserer Kolleginnen und Kollegen bei Accso werden uns die Themen dafür nicht so schnell ausgehen.