Das AQAL-Modell: Im Change den Überblick behalten

Viele sich verändernde Teile greifen ineinander und die entstehenden Wechselwirkungen sind kaum vorherzusehen. Für Führungskräfte ist es daher eine echte Herausforderung, den Überblick über Transformationsprozesse zu behalten und effektive Strategien abzuleiten. 

Transformation im Unternehmen begleiten (mit dem AQAL-Modell ) 

In Trainings und Beratungen nutze ich direkt zu Beginn der gemeinsamen Arbeit mit Führungskräften gerne das AQAL-Modell, um dieser Herausforderung zu begegnen: 

• Es schafft Bewusstsein über die Komplexität systemischer Zusammenhänge. 
• Es hilft in der Strategieentwicklung, Auswirkungen auf angrenzende Bereiche zu erkennen. 
• Es ist recht leicht verständlich, kann also schnell gemeinsam genutzt werden. 

Was ist AQAL? 

AQAL steht für „All Quadrants, All Levels“ und ist eine ganzheitliche Herangehensweise, die von Ken Wilber, dem Begründer der Integralen Theorie, entwickelt wurde. Das Modell berücksichtigt sämtliche Aspekte eines sozialen Systems, bspw. eines Unternehmens –, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Es besteht aus vier Quadranten: das Innere Individuelle, das Äußere Individuelle, das Innere Kollektive und das Äußere Kollektive. Das Innere und das Äußere können auch als das Unsichtbare bzw. das Sichtbare verstanden werden. 

Für Führungskräfte ist dieses Modell äußerst nützlich, da es ihnen hilft, Change-Strategien zu entwickeln und ihre möglichen Auswirkungen auf die verschiedenen Organisationsebenen zu verstehen. Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen von geplanten Veränderungen werden dadurch greifbarer und können strukturiert besprochen werden. Das erleichtert wiederum, ein gemeinsames Verständnis von Veränderungen zu schaffen und frühzeitig Irritationen vorzubeugen. Anders formuliert: Die Anwendung von AQAL kann das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen von Veränderungen reduzieren und die Akzeptanz für Transformationsprozesse verbessern.

2 Praxisbeispiele des AQAL-Modells für Führungskräfte

Im Fall einer digitalen Transformation müssen Führungskräfte nicht nur die technischen Anforderungen und Kosten berücksichtigen (das Äußere Individuelle), sondern auch die Auswirkungen auf Mitarbeitende, ihre Motivation und Arbeitsweise (das Innere Individuelle). Darüber hinaus sollten sie die sozialen Dynamiken innerhalb des Unternehmens berücksichtigen, z. B. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und Unternehmenskultur (das Innere Kollektive) und wie sich die Digitalisierung auf Angebot und Kunden auswirken könnte (das Äußere Kollektive).

Ein weiteres Beispiel ist die Einführung eines neuen Organisationsmodells. Hier müssen Führungskräfte nicht nur die strukturellen Veränderungen (das Äußere Individuelle) beachten, sondern auch die Auswirkungen auf die Motivation und das Verhalten ihrer Mitarbeitenden (das Innere Individuelle) sowie die Veränderungen in der Kommunikation und Zusammenarbeit (das Innere Kollektive). Zusätzlich müssen sie die Auswirkungen auf die Beziehung zu externen Partnern und Kunden berücksichtigen (das Äußere Kollektive).

Wenden Führungskräfte das AQAL-Modell kontinuierlich an, können sie damit auch den Überblick über den Fortschritt einer Transformation besser behalten. Indem sie regelmäßig jeden Quadranten analysieren, können sie sicherstellen, dass die Veränderungen im Sinne des großen Ganzen verlaufen und potenzielle Probleme frühzeitig erkennen.

Der konkrete Tipp für Führungskräfte und Change Manager

Wenn Sie mithilfe des AQAL-Modells die Planbarkeit Ihrer Transformation verbessern möchten, empfehle ich Ihnen:

• Vermitteln Sie den an der Transformation beteiligten Personen das Modell und nutzen es für die gemeinsame Strategieentwicklung.
• Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Perspektiven für die vier Quadranten in die Strategieentwicklung einbezogen werden.
• Berücksichtigen Sie in der Arbeit mit dem Modell nicht nur die Quadranten isoliert, sondern besprechen Sie auch die Wechselwirkungen zwischen den Quadranten.

Insgesamt ist das AQAL-Modell ein leistungsstarkes Werkzeug, das Führungskräfte unterstützt, erfolgreiche Change-Strategien zu entwickeln und den Überblick über komplexe Transformationsprozesse zu behalten. Indem sie alle Quadranten berücksichtigen, können ganzheitliche Veränderungen geplant und potenzielle Herausforderungen frühzeitig angegangen werden. 

Außerdem ist das Modell leicht zu verstehen und anzuwenden, also probieren Sie es ruhig einmal aus! Und lassen Sie es mich gerne wissen, welche Erfahrungen Sie damit gemacht haben.